Lehrer:innengesundheit

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Lehrer, Lehrerin zu sein ist ein anspruchsvoller Beruf. Der Bildungs- und Erziehungsauftrag von Schulen stellt an die Lehrkräfte hohe Anforderungen. Sie müssen nicht nur fachlich kompetent sein, sondern auch im Umgang mit Schülerinnen und Schülern, sowie den Eltern, Erziehungsberechtigten und Kolleginnen, Kollegen Beziehungskompetenz und Konfliktfähigkeit beweisen. Hinzu kommen Veränderungen im Schulsystem und Vorgaben seitens der Schulbehörde, die entsprechend umgesetzt und bewältigt werden müssen.Der Gesundheitsförderung von Lehrerinnen und Lehrern kommt daher eine große Bedeutung zu. Nur gesunde Lehrerinnen und Lehrer, können sich den Herausforderungen des Unterrichtsalltags stellen und den Anforderungen gerecht werden.
Gesundheitsförderung für Lehrerinnen und Lehrer
Ziel schulischer Gesundheitsförderung ist es, die Schule als Lern- und Arbeitsort so zu gestalten, dass gleichzeitig die Gesundheit aller Beteiligten gefördert und das Erreichen des Erziehungs- und Bildungsauftrags der Schule unterstützt wird. Erfolgreiche Gesundheitsförderung für Lehrerinnen und Lehrer besteht daher aus einem Mix von personen- und organisationsbezogenen Maßnahmen. Es geht darum, den einzelnen Lehrer und die einzelne Lehrerin zu unterstützen, die individuellen Risikofaktoren zu reduzieren und die Ressourcen zu stärken. Gleichzeitig muss der Arbeitsplatz Schule so organisiert sein, dass Belastungen reduziert oder vermieden werden.
Linktipp LehrerInnen-Gesundheit
- Handbuch Gesundheitsförderung für Lehrerinnen und Lehrer (PDF) – hrsg. von Versicherungsanstalt öffentlich Bediensteter, Eisenbahnen und Bergbau (BVAEB)
- Gesund bleiben im Lehrerberuf – IQES-online
Burnout bei Lehrkräften
Linktipp Burnoutprävention
- Burnout-Prävention für LehrerInnen (PDF) – Österreichische Gesundheitskasse.
- Burn-out: Definition, Checkliste, Tipps zur Prävention – Plattform gesundearbeit.at
- Tool Burnout: Information und praktische Tipps – gesundheit.gv.at Öffentliches Gesundheitsportal Österreich
Individuelle Ressourcen stärken
Erfolgreiche Gesundheitsförderung auf individueller Ebene reduziert personale Risikofaktoren und stärkt die persönlichen und sozialen Ressourcen (Schutzfaktoren). Zu den personalen Schutzfaktoren zählen beispielsweise Persönlichkeitsmerkmale, spezifische Bewältigungsstrategien, körperliche Faktoren, z.B. ein intaktes Immunsystem, und eine hohe Selbstwirksamkeitserwartung. Zu den wichtigsten Ansatzpunkten zählen:
1. Gesunden Lebensstil fördern,
Zu einem gesunden Lebensstil gehören eine ausgewogene und abwechslungsreiche Ernährung, regelmäßige körperliche Aktivität und geeignete Maßnahmen zur Stressvermeidung und -bewältigung.
Linktipp
- Gesunder Lebensstil – Öffentliches Gesundheitsportal Österreichs gesundheit.gv.at
2. Gesundheitsförderliche Unterrichtsgestaltung,
Eine Unterrichtsgestaltung, die der Gesundheit von Lernenden und Lehrenden zuträglich ist, enthält Elemente wie Rhythmisierung des Unterrichts mit Bewegungs- und Entspannungspausen, ein vielfältiger Mix an Unterrichtsmethoden, individuelle Lernzugänge, Aufbau von sozialen Unterstützungssystemen.
Linktipps
- Gesundheitsförderliches Lehren und Lernen. Was LehrerInnen dazu beitragen können – Forschungsbericht des LBIHPR.
- Handbuch Unterrichtsentwicklung – IQESonline.
- Linzer Diagnosebogen zur Klassenführung.
3. Zeitplanung,
Neben dem Unterrichten haben LehrerInnen auch andere Aufgaben zu erfüllen, etwa Verwaltungs- und Organisationsarbeiten, Gesprächstermine und zusätzliche Aufgaben oder Ämter. Umso wichtiger ist es, eine gute Balance zwischen Zeitaufwand und Nutzen zu finden, Arbeit und Privatleben zu trennen und die Kräfte dosiert und zielgerichtet einzusetzen. Eine gute Zeitplanung hilft dabei z.B. durch das Setzen von Prioritäten, durch Einplanen von Pufferzeiten bei der Teminplanung, durch Checklisten für wiederkehrende Aufgaben usw.
Linktipp
4. Stress bewältigen,
Stress lässt sich nicht immer vermeiden. Mit konstruktiven Strategien zur Stressbewältigung lassen sich aber auch arbeitsreiche und hektische Phasen im Schuljahr gut überstehen, z.B. durch das Einplanen von Erholungszeiten, die Anwendung von Entspannungsübungen oder ein solides Zeitmanagement.
GIVE-Angebot
- GIVE-Schwerpunktthema Stress
Linktipp
- ESM – Embodies Stress Management – IQESonline
- Stressmanagement für Lehrpersonen und Multiplikator:innen – feelok.at
- Zwischen Home-Office und anderen Kalamitäten: Tipps für Lehrkräfte zur Aufrechterhaltung der psychischen Gesundheit (PDF) – Bildungsdirektion NÖ, Abteilung Schulpsychologie
5. Achtsamkeit & Emotionsregulation
Mit den eigenen Gefühlen, auch den unangenehmen, gut umgehen zu können, hilft dabei, sich in alltäglichen Situationen angemessen zu verhalten, und verringert das Stresserleben. Probleme der Emotionsregulation können zu psychischen Belastungen bis hin zu Depressionen oder Angstzuständen führen.
Linktipps
- Projekt ALBUS Achtsamkeit in Lehrer:innenbildung und Schule – Zentrum für Lehrer:innenbildung der Universität Wien
- Ressourcen-Übungen aus der TRIX-Box (psychischer Notfallkoffer) – ARGE Traumafolgenprävention
- Stress Skills: Liste von „Skills“ bzw. Fertigkeiten, um starken Anspannungen oder Alltags-Hochstress-, Hochspannungs-Stress- oder Gefährdungs-Situationen entgegenzuwirken – Plattform stress-skills.de
- Tipps zum Umgang mit (negativen) Gefühlen – gesundheit.gv.at Öffentliches Gesundheitsportal Österreich
6. Gesprächsführung und Konfliktbewältigung,
z.B. Üben schwieriger Gesprächssituationen, respektvollen Umgang miteinander.
GIVE-Material
- GIVE-Factsheet Life Skills – Lebens- und Gesundheitskompetenzen (PDF, © 2018)
7. Sich Unterstützung holen,
Der Beruf der Lehrerin, des Lehrer ist anspruchsvoll! Nutzen Sie die Unterstützungsangebote, die im Bildungssystem zur Verfügung stehen (z.B. Supervision), und schaffen Sie am eigenen Schulstandort Formen von kollegialer Unterstützung, z.B. Fallbesprechungen, Mentoring für Berufsanfänger/innen.
Linktipps Beratungs- und Fortbildungsangebote
- Beratung, Supervision für Lehrpersonen und Führungskräfte-Coaching (PH Burgenland)
- Beratung und Coaching für Lehrerinnen und Lehrer (PH Steiermark)
- Beratungszentrum für Schulentwicklung, Supervision und Teamentwicklung (Priv. PH der Diözese Linz)
- Beratungszentrum zeit.raum: Coaching, Supervision, Mediation (Bildungsdirektion Salzburg)
- BfP – Beratung für Pädagog*innen Steiermark
- BVAEB – Gesundheit am Arbeitsplatz Schule
- Career Counselling for Teachers (Lehrbahnberatung für LehrerInnen)
- Denkanstöße! – ein Beratungsangebot für Kollegien und Schulleitungen
- hepi – Zentrum für Persönlichkeitsbildung (PH OÖ)
- Kompass – Beratungszentrum für Gesundheitsförderung und Berufszufriedenheit (KPH Wien/Krems)
- Mobbin(präventions)beratung für Bedienstete im Bundesdienst (Bundeministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung)
- Projekt Lehrer:innen-Gesundheit – Gestärkt für den Schulalltag (PH Tirol)
- Supervision.at – Internetplattform
- Supervision, Coaching und Organisationsentwicklung (PH Kärnten)
- Systemische Supervision – das Wiener Modell
7. Feedback einholen,
Feedback ermöglicht es, das eigene Verständnis einer Situation zu vertiefen und zu erweitern. Es bietet damit die Möglichkeit zum Lernen und zur Weiterentwicklung. Feedback kann von Kollegen, Kolleginnen oder von den SchülerInnen kommen. Führen Sie regelmäßige Feedbackmöglichkeiten ein und erarbeiten Sie gemeinsam hilfreiche Feedbackregeln.
Linktipp
- Anleitung Feedback geben, Feedback nehmen (PDF).
- Feedback – Materialien auf IQESonline
Arbeitsprozesse und Rahmenbedingungen optimieren
Gesundheitsförderliche Schul- und Qualitätsentwicklung spielen eine große Rolle, wenn es darum geht Belastungen zu reduzieren und Lern- und Arbeitsbedingungen zu optimieren. Ansätze und Maßnahmen, die der Qualitätsförderung dienen, dienen auch der Gesundheitsförderung, da sie sich in vielen Bereichen überschneiden. Die wichtigsten Ansatzpunkten zur Förderung der LehrerInnengesundheit auf Schulebene sind:
1. Gesundes Führen
Schulleiterinnen und Schulleiter haben eine Schlüsselposition in der Schule inne. Sie sind verantwortlich für Leitung und Management, sie sind Vorgesetzte für die Lehrkräfte. Gemeinsam mit dem Kollegium gestalten sie Schul- und Unterrichtsentwicklung und setzen Maßstäbe für eine gesundheitsfördernde Schulkultur.
GIVE-Angebot
- GIVE-Schwerpunktthema Schulen gesund leiten
2. Verbesserung der Beziehungskultur
Eine gute Beziehungskultur in der Schule zeichnet sich durch einen respektvollen Umgang aller Beteiligten miteinander aus, durch soziale Unterstützung, Zusammenarbeit und gegenseitiges Helfen.
GIVE-Material
- Handreichung Gute Beziehungen in der Schule. Beziehungsgestaltung, psychosoziale Gesundheit und Lernerfolg.
Linktipp
- Schulkultur – Soziale Beziehungen in der Ganztagsschule, Portal ganztaegig-lernen.de
3. Stärkung der kollegialen Zusammenarbeit und gegenseitige Unterstützung
Kooperation und Teamarbeit in verschiedenen Abstufungen – von gemeinsamer Nutzung von Unterrichtsmaterial über Unterrichtshospitation bis zum Teamteaching – reduziert Isolation und Einzelkämpfertum, verbessert den Unterricht aller LehrerInnen und stärkt den sozialen Zusammenhalt im Kollegium.
Linktipp
- Methodenkoffer Kollegiale Beratung (Intervision), IQESonline
4. Schulraumgestaltung und Verbesserung der Lehrerarbeitsplätze
Der Einfluss von Räumen auf Wohlbefinden und Leistungsfähigkeit wird meist unterschätzt. Der Gestaltung und Einrichtung von Klassenräumen und Lehrerzimmer sollte daher Aufmerksamkeit geschenkt werden. Vor allem das Lehrerzimmer sollte seinen Funktionen als Sozialraum, als Pausen- und Rückzugsraum sowie als Arbeitsplatz für Lehrkräfte gerecht werden.
GIVE-Angebot
- GIVE-Schwerpunktthema Schul(frei)räume gestalten
Linktipp
- Publikationen zum Thema „Schule und Raum“, KPH Krems/Wien
5. Optimierung der Elternarbeit
Eine gute Zusammenarbeit zwischen Erziehungsberechtigten und Schulen wirkt sich in einer positiven Einstellung zur und einer angenehmen Athmosphäre in der Schule aus. Halten Sie den Kontakt und informieren Sie Eltern und Erziehungsberechtigte regelmäßig und systematisch.
GIVE-Material
- GIVE-Factsheet Zusammenarbeit mit Eltern (PDF)
6. Positiver Umgang mit Heterogenität fördern
Die wachsende Heterogenität in den Klassenzimmern fordert LehrerInnen heraus. Schulen bzw. Lehrkräfte müssen Möglichkeiten finden, auf die Unterschiedlichkeit der Schülerinnen und Schüler einzugehen, z.B. durch individuelle Differenzierung von Unterricht und Lernzielen.
Linktipp
GIVE-Materialien
Weiterführende Links
- Infos und Materialien aus Österreich:
- Burnout-Prävention für LehrerInnen (PDF). Broschüre der Österreichischen Gesundheitskasse, Service Stelle Schule
- Handbuch Gesundheitsförderung für Lehrerinnen und Lehrer (PDF), hrsg. v. Versicherungsanstalt öffentlich Bediensteter
- Infos und Materialien aus dem deutschsprachigen Raum:
- Arbeitsschutz und Gesundheitsmanagement in Schulen vom Niedersächsischen Kultusministerium
- Gesundheitsprophylaxe für Lehrkräfte (PDF). Manual für Lehrer-Coachingruppen nach dem Freiburger Modell
- Handbuch Lehrergesundheit – Impulse für die Entwicklung guter, gesunder Schulen (PDF 6,2 MB), hrsg. von der DAK, der Universität Lüneburg u.a.
- Kompetenzzentrum RessourcePlus R+, ein Angebot der FH Nordwestschweiz
- Landauer Empfehlungen zur LehrerInnengesundheit (PDF)
- Lehrer stärken – Kompetenz erweitern (PDF). Handlungsanleitung zur Durchführung eines Trainingsprogramms für Lehrer der Sekundarstufe 1 zum Umgang mit Verhaltensauffälligkeiten.
- „Lehrer/innen stark machen“ – Texte zur Lehrer/innen-Gesundheit (PDF). Rainer Stehen, Praxisbüro Gesunde Schule (Hrsg.), Gesundheitsamt Rhein-Neckar-Kreis und Heidelberg
- Portal zur Lehrergesundheit
- Forschungsprojekte und Studien:
- Gesundheit und Gesundheitsverhalten von Österreichs Lehrer/innen. Ergebnisse der Lehrer/innenbefragung 2010. Forschungsbericht, LBIHPR Hrsg. (PDF auf Anfrage bei GIVE erhältlich)
- Maßnahmen zur Förderung der Lehrer/innengesundheit. Gibt es überzeugende Wirksamkeitsnachweise? Forschungsbericht, LBIHPR Hrsg. (PDF auf Anfrage bei GIVE erhältlich)
- Studie LehrerIn 2000. Arbeitszeit, Zufriedenheit, Beanspruchung und Gesundheit der Lehrer/innen in Österreich (PDF). Bildungsministerium.