Bewegte Schule

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„Wer in die Schule kommt, muss als erstes stillsitzen lernen …“
Lernen findet in der Schule vor allem kognitiv und sitzend, kaum handelnd und bewegt statt. Bewegungsmöglichkeiten beschränken sich oft auf den Turnunterricht. Bewegung ist aber notwendig für die menschliche Entwicklung, für die Reifung des Gehirns und die Entwicklung von motorischen Fähigkeiten und sozialen Kompetenzen.
Bewegung unterstützt die Entwicklung und das Lernen
Die meisten Kinder haben Freude an Bewegung. Hüpfen, rennen, klettern, balancieren, schaukeln, toben – alles das verhilft Kindern zu mehr Bewegungssicherheit, Selbstständigkeit und Selbstvertrauen. Es unterstützt sie dabei, ihre Umwelt zu erkunden und ihr räumliches Vorstellungsvermögen zu entwickeln.
Durch Bewegung entwickeln sich Geschicklichkeit, Ausdauer und Kraft. Bewegung steigert außerdem die Durchblutung und Sauerstoffversorgung aller Organe, besonders die des Gehirns. So werden Konzentrationsfähigkeit und Leistungsfähigkeit gefördert.
Bis etwa zum achten Lebensjahr steht dabei ein möglichst vielseitiges Bewegungsspektrum im Mittelpunkt. Ältere Kinder und Jugendliche haben zunehmend Freude am gemeinsamen Spiel, an Leistung und Wettbewerb. Bei sportlichen Aktivitäten können sie ihre körperliche Belastungsfähigkeit erfahren, lernen, sich an Regeln zu halten und Absprachen zu treffen.
Linktipp
- Haug-Schnabel: Körperbewusstsein fördern – Selbstbewusstsein stärken, hrsg. von www.familienhandbuch.de
Österreichische Bewegungsempfehlungen für Kinder und Jugendliche

© Fonds Gesundes Österreich
Kinder und Jugendliche verbringen einen beträchtlichen Teil ihrer wachen Zeit in der Schule. Die Schule hat daher großen Einfluss darauf, welche Bewegungsmöglichkeiten jungen Menschen täglich offen stehen. Die Österreichischen Empfehlungen für gesundheitswirksame Bewegung raten für Kinder und Jugendliche zu mindestens 60 Minuten körperlicher Aktivitäten am Tag. Dazu gehören nicht nur sportassoziierte Aktivitäten, auch Alltagbewegung mit zumindest mittlerer Intensität kann zum Erreichen des empfohlenen Bewegungspensums beitragen.
Empfehlenswert sind vielfältige Bewegungsformen, also sowohl Aktivitäten, die die Muskeln kräftigen und die Knochen stärken, als auch Bewegungsformen, die die Koordination fördern. Viele grundmotorische Bewegungsformen wie z.B. Gehen, Laufen, Springen, Klettern und Werfen sind dafür geeignet, ebenso Bewegungsspiele oder viele Sportarten.
Langes Sitzen ist zu vermeiden. Wenn sitzende Tätigkeiten länger als 60 Minuten dauern, werden zwischendurch kurze Bewegungseinheiten empfohlen.
Österreichische Bewegungsempfehlungen für Kinder und Jugendliche
auf dem Öffentlichen Gesundheitsportal Österreichs gesundheit.gv.at.
Bewegte Schule, Bewegungsfreudige Schule
Eine bewegte oder bewegungsfreudige Schule bietet – neben dem regulären Sportunterricht – vielfältige Möglichkeiten für Bewegung. Bewegung ist in einer solchen Schule ein Querschnittsthema, das in der Schulorganisation integriert ist und alle Bereiche des Schulalltags betrifft.
Bewegtes Lernen, Bewegter Unterricht
Eine bewegte Unterrichtsgestaltung bietet Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit, verschiedene Haltungen beim Lernen – Sitzen, Stehen, Liegen – auszuprobieren, zwischendurch die Sitzordnungen in der Klasse aufzugeben und sich zu bewegen. Unterricht kommt in Bewegung durch:
- Lerngerechte Rhythmisierung des Unterrichts, d.h. die Aufmerksamkeitspannen von Kindern und Jugendlichen werden bei der Stundenplanung berücksichtigt;
- Themen- und methodenbezogenes Bewegen im Unterricht, d.h. Bewegung wird zur Vermittlung und zum Üben von Lerninhalten eingesetzt;
- Bewegungs- und Entspannungspausen im Unterricht, die bei Bedarf oder in bestimmten Situationen (z.B. vor oder nach Schularbeiten und Tests) eingesetzt werden können.
Als Richtwerte für die durchschnittliche Aufmerksamkeitsspanne von Kindern und Jugendlichen gelten:
- 5–7 Jährige durchschnittlich 15 Minuten,
- 7–10 Jährige durchschnittlich 20 Minuten,
- 10–12 Jährige durchschnittlich 20–25 Minuten,
- 12–14 Jährige durchschnittlich 30 Minuten.
(Quelle: BMBWF 2019, S. 21)
Linktipp
Bewegte Pause
Bewegung in der Pause wird möglich durch eine entsprechende räumliche Gestaltung, z.B. durch Einteilung in Bewegungs- und Entspannungszonen. Ebenso wichtig ist eine passende Organisation der Pausenzeiten: Schülerinnen und Schülern muss ausreichend Zeit zur Verfügung stehen, um in Ruhe zu essen und die Bewegungsangebote zu nutzen.
Linktipp
- Bewegte Pause – Praxistipps, aus dem Programm Bewegte Schule Österreich
Unterrichtgegenstand Bewegung und Sport
„Bewegung und Sport“ ist ein Pflichtgegenstand in (fast) allen Schularten. Der moderne Sportunterricht hat einen wichtigen Auftrag zu erfüllen: Auf der einen Seite ist Sport und seine Ausprägungsformen als Wert zu vermitteln, zum anderen gilt es die physische Gesundheit der Schülerinnen und Schüler zu erhalten und zu verbessern und letztlich trägt das Fach „Bewegung und Sport“ wesentlich zur Persönlichkeitsentwicklung bei.
Linktipp
- Vom Schulturnen zur Bewegungserziehung – ein historischer Überlick, zusammengestellt von Abteilung Schulsport des Bildungsministeriums
Gestaltung des Schulraums als Bewegungsraum
Gestaltungsfelder in einer Bewegten Schule sind u.a.
- Klassenräume mit flexibler und ergonomischer Ausstattung
- Schulhof und Außenräume
- Konferenzzimmer und Arbeitsplätze für Lehrpersonen
- Bewegungsstationen, Bewegungszonen, Rückzugs- und Entspannungsräume.
Bewegte Schulkultur
Zusätzliche Bewegungsangebote bieten Wandertage, (Sport)Projektwochen, Sportfeste u.ä.
Linktipps zu Programmen für Bewegte Schulen
- Grundsatzpapier der Bewegten Schule Österreich
- Bewegte Schule Österreich
- Kinder gesund bewegen 2.0. Eine Initiative des Sportministeriums und der Bundes-Sportförderung
- Bewegte Klasse Niederösterreich – Grundstufe
- Bewegte Klasse Niederösterreich – Sekundarstufe
- Bewegte & Gesunde Schule NMS/PTS – Salzburg
- Netzwerk „Gesunde Schule, bewegtes Leben“ Steiermark
- Vorarlberger Bewegungsvolksschule
- Institut Bewegtes Lernen Wien
Bewegte Schule in der Praxis
Zu Fuß oder mit dem Fahrrad zur Schule
Kinder und Jugendliche, die ihren Schulweg ganz oder teilweise zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurücklegen, erleben bereits am Morgen Bewegung. Wenn der Schulweg gemeinsam mit Freunden und Freundinnen absolviert wird, macht die morgendliche Bewegung Spaß und die sozialen Kontakte werden gestärkt. Die Schülerinnen und Schüler erreichen die Schule entspannter und ausgeglichener, sie können sich besser konzentrieren und sind leistungsfähiger.
Für eine sichere Bewältigung des Schulwegs zu Fuß oder mit dem Fahrrad müssen sich Kinder und Jugendliche gut im Verkehr orientieren können. Verkehrserziehung ist als Unterrichtsprinzip an Schulen verankert und wird durch zahlreiche Materialien, Unterrichtshilfen und Projekte unterstützt.
Linktipps und Programme für den Schulweg zu Fuß
- Unterrichtsprinzip Verkehrserziehung – mit Materialhinweisen und Links
- AUVA-Projekt Schulwegpläne – Beratung für Volksschulen
- Pedibus, der Autobus auf Füßen für Kindergärten und Grundschulen
- Pedibus Burgenland
- Projekt „gehen geht!“ für nö. Kindergärten zur Vorbereitung des Schulweges
- Wien zu Fuß – Zu Fuß zur Schule
GIVE-Materialien
- Schule kommt in Bewegung
- Factsheet Mehr Bewegung in die Schule
- Factsheet Inklusiver Bewegungs- und Sportunterricht
- Factsheet Unterricht in Bewegung – Impulse für einen bewegungsfreundlichen Unterricht
Weitere Linktipps
- Bewegung und Sport in den Schulen Österreichs (Portal des BMBWF)
- Österreichisches Schulportal: Bewegung und Sport
- Bewegung und Sport an Kärntner Schulen
- Bewegung und Sport – ARGE Oberösterreich
- Bewegung und Sport in den Schulen Wiens
- Österreichische Bundessportakademien
- Portal der Sportdachverbände ASKÖ, ASVÖ und Sportunion
- Deutschland, Schweiz:
- Bewegte Schule. Gesunde Schule Niedersachsen
- Bildung kommt ins Gleichgewicht. Ein Bewegungsprogramm zur Lernunterstützung
- Lernen in Bewegung Bewegter Unterricht mit dem Schweizer Lehrer Eduard Buser-Batzl
- Was Kinder bewegt: Forschungsprogramm zu Wünschen und Vorstellungen von Kindern zu Bewegung, Spiel und Sport in der Schule, Institut für Sportwissenschaft der Universität Bayreuth.