
Mehr Partizipation – ein wichtiges Grundprinzip erfolgreicher Gesundheitsförderung
Unter Partizipation versteht man die Beteiligung und Teilhabe von Menschen an Entscheidungen in Organisationen, Programmen oder im politischen Raum. Partizipation ist ein wichtiges Instrument vieler schulischer Anliegen, wie z.B. politischer Bildung, Schul- und Unterrichtsentwicklung oder Gesundheitsförderung. Sie kann dazu beitragen, dass Maßnahmen tatsächlich so gestaltet werden, dass sie den Bedürfnissen der Zielgruppe entsprechen. Partizipation unterstützt somit ein wichtiges Grundprinzip der Gesundheitsförderung, nämlich Betroffene zu Beteiligten machen.
Partizipative Prozesse – eine Selbstverständlichkeit an guten und gesunden Schulen
In partizipativen Prozessen werden die Vorstellungen und Visionen aller Beteiligten ernst genommen. Sie werden unterstützt, sich Gedanken über das eigene Lebensumfeld zu machen. Gute und gesunde Schulen berücksichtigen das in ihrer Arbeit und ihren Prozessen, wie z.B. im Bereich Lehren und Lernen, der Arbeitsplatzgestaltung, der gemeinsamen Erarbeitung von Verhaltensvereinbarungen oder der gesamten Schul- und Qualitätsentwicklung. Interessen und bisherige Erfahrungen der Schülerinnen und Schüler werden berücksichtigt. Der Bedarf an Unterstützung und Veränderung gemeinsam mit ihnen ermittelt.
Gleichzeitig ist Partizipation eine Herausforderung für alle Beteiligten, da Arbeitsweisen und Routinen überdacht und neue Wege gegangen werden müssen. Das System Schule weist hier Grenzen auf. Aufsichtspflicht, Leistungsbeurteilung, Mitteilungs- und Dokumentationspflicht führen zu Machtverhältnissen, die nicht so einfach ausgeschalten werden können. Dennoch können Hierarchien zumindest teilweise überwunden und echte Mitbestimmung ermöglicht werden. Partizipation ist Bestandteil und Voraussetzung für erfolgreiche Prozesse an Schulen und eng mit dem Konzept Empowerment verbunden.
Voraussetzungen für echte Partizipation
Von echter Partizipation spricht man, wenn Schülerinnen und Schüler eine reale Chance haben, die Entscheidung in ihrem Sinn zu beeinflussen. Wichtige Bedingungen dafür sind …
- Ressourcen und Kompetenzen fördern → „Life-Skills“, wie z.B. Selbstwahrnehmung und Einfühlungsvermögen oder Kritisches Denken und Problemlösefähigkeiten, sind eine wichtige Voraussetzung, um an Prozessen aktiv teilnehmen und seine Interessen vertreten zu können.
- klären der Rechte und Rahmenbedingungen → Welche Rechte haben die Schülerinnen und Schüler an der Schule? Welchen Freiraum sollen sie erhalten und welche Rahmenbedingungen müssen festgelegt werden? Welche Befürchtungen gibt es, wenn die Kinder und Jugendlichen stärker mitbestimmen können?
- neue Methoden ausprobieren → Wie können Kinder und Jugendliche von Beginn an involviert werden? Welche Methoden sind dafür geeignet, z.B. mit Fotos arbeiten, gemeinsam die Lebenswelt erkunden?
- am Schulklima insbesondere der Beziehungskultur arbeiten → Offenheit für Mitbestimmung schaffen, Vertrauen aufbauen und wertschätzenden Umgang miteinander fördern sind wichtige Voraussetzungen für erfolgreiche Partizipation.
- transparente Kommunikationswege schaffen → Es ist notwendig, in jeder Phase eines Prozesses gegenüber allen Beteiligten offen zu kommunizieren.
Welche Vorteile hat Partizipation für Gesunde Schulen?
- Selbstwirksamkeit und Selbstvertrauen der Schülerinnen werden gestärkt.
- Gesundheit der Schülerinnen und Schüler sowie der Lehrkräfte wird gefördert.
- Maßgeschneiderte Angebote erhöhen den Erfolg.
- Schulleistungen und Sozialverhalten von Schülerinnen und Schülern können sich verbessern.
- Das Zugehörigkeitsgefühl wird gestärkt.
Linktipps
- Mitgestalten in der Schule – Plattform Partizipation und nachhaltige Entwicklung in Europa http://www.partizipation.at/627.html
- VorBild-Projekt – Modul Demokratie und Partizipation https://www.bpb.de/lernen/projekte/vorbild/153536/demokratie-und-partizipation
Literaturtipps
- GIVE Fact-Sheet „Life Skills“ https://www.give.or.at/material/life-skills-lebens-und-gesundheitskompetenzen/
- polis aktuell 2012/4: Partizipation von Kindern und Jugendlichen http://www.politik-lernen.at/site/gratisshop/shop.item/106126.html
Literaturquellen
- DIETSCHER, Christina (2005): Wie kann Partizipation zur schulischen Gesundheitsförderung beitragen? Wirkweisen und Umsetzungsoptionen. http://www.gesunde-schulen.ch/data/data_200.pdf
- HARTUNG, Susanne / WRIGHT, Michael T. (2015): Partizipation in der Gesundheitsförderung. Weiter, aber noch nicht am Ziel. In: impu!se 88/2015, http://www.gesundheit-nds.de/CMS/images/stories/PDFs/LVG-Zeitschrift-Nr88-Web.pdf
- SAHRAI, Diana / BITTLINGMAYER, Uwe / GERDES, Jürgen (2012): Partizipation, politische Bildung und Gesundheit an Schulen. Zur Analyse eines fragilen Zusammenhangs. In: ROSENBROCK, Rolf / HARTUNG, Susanne (2012): Handbuch Partizipation und Gesundheit. Göttingen: Verlag Hans Huber, S. 222-232.
- STORK, Remi (2015). Partizipation als Herausforderung. In: impu!se 88/2015, http://www.gesundheit-nds.de/CMS/images/stories/PDFs/LVG-Zeitschrift-Nr88-Web.pdf