Die Rolle der Gesundheitsförderung in der Schulentwicklung – ein LBI-Working Paper
Das Working Paper des Ludwig Boltzmann Instituts für Gesundheitsförderungsforschung geht der Frage nach, wie Schul- bzw. Qualitätsentwicklung und schulische Gesundheitsförderung zusammengebracht werden können. Ausgangspunkt ist die Überzeugung, dass gesundheitsrelevante Aspekte neben den leistungsorientierten Schulentwicklungssystemen für positives und effektives Lernen in der Schule wichtig sind.
Der gemeinsame Nenner von Schulentwicklung und Gesundheitsförderung ist nach Ansicht der VerfasserInnen das Lehren und Lernen. Im ersten Teil des Berichtes wird – ausgehend von aktuellen erziehungswissenschaftlichen Forschungen – guter Unterricht definiert und dessen Elemente herausgearbeitet. Ein personenzentrierter, ganzheitlicher Unterricht zeichnet sich aus durch: ein unterstützendes Klassenklima, eine informierende statt kontrollierende Klassenführung und einen individualisierten, an den Bedürfnisse der einzelnen Lernenden orientierten Unterrichtsstil.
Im zweiten Teil des Papers wird darauf eingegangen, auf welchen Ebenen für eine Umsetzung des personenzentrierten, ganzheitlichen Unterrichts angesetzt werden müsste. Zwar sei der Abstand zwischen der politischen Ebene und dem, was in den einzelnen Schulen passiert, groß. Aber es sei Aufgabe der politischen Steuerung, entsprechende Rahmenbedingungen für die Implementierung dieser Unterrichtsform zu schaffen. Auf der Organisationsebene orten die VerfasserInnen mehr Möglichkeiten, direkt steuernd in die Einzelschulen einzugreifen. Sie bedauern (im Jahr 2010) das Fehlen eines verbindlichen Qualitätsmanagementsystems für Schulen. Inzwischen sind mit SQA und QIBB Schulentwicklung und Qualitätsmanagement verpflichtend und es ist zu erwarten, dass Schulen in Zukunft mehr und mehr Verantwortung für diese Prozesse übernehmen werden. Auf der dritten Ebene sei in der Professionalisierung von Lehrkräften verstärkt auf Teamarbeit und gemeinsames pädagogisches Handeln im Kollegium Wert zu legen.
Die Rolle der Gesundheitsförderung im Rahmen der Schulentwicklungsprozesse ist Thema des dritten Teils des Papers. Sie liegt vor allem in dem großen Wissens- und Erfahrungsschatz, den die Gesundheitsförderung bereits mit Systementwicklung hat. So weisen die VerfasserInnen auf den Erfolg des „whole school approach“(1) und das WHO-Konzept der Gesundheitsfördernden Schule hin und betonen, dass Gesundheitsförderung nicht nur die Gesundheit, sondern auch die schulischen Leistungen der SchülerInnen steigert. Es werden Bereiche genannt, in denen Gesundheitsförderung Schulentwicklung unterstützen kann – so im Bereich der materiellen Umwelt, des sozialen Klimas an der Schule, der LehrerInnengesundheit u.a. Zum Schluss wird die Schwierigkeit der Implementierung von Gesundheitsförderung thematisiert. Der Übergang von der Theorie in die Praxis funktioniert leider oft nicht so wie erhofft. Hier fehlt es, so die VerfasserInnen, noch an Forschung, die untersucht, woran Veränderungsprozesse scheitern und wie Implementierungsprozesse erfolgreich gestaltet werden können.
Fazit
Das Working Paper zeigt auf, dass Gesundheitsförderung sehr viel dazu beitragen kann, dass Schulen ihre wichtigste Aufgabe – das Unterrichten – besser erfüllen können. Im vorgestellten Konzept eines personenzentrierten, ganzheitlichen Unterrichts treffen sich die aktuellen Erkenntnisse der Erziehungs- und der Gesundheitswissenschaft. Vorschläge, wie man einer flächendeckenden Umsetzung dieses Unterrichts näherkommen könnte, werden angerissen. Es bleibt zu hoffen, dass diese Ansätze aufgegriffen und weiter ausgearbeitet werden.
Kremser u.a. (2010): Die Rolle der Gesundheitsförderung bei der Entwicklung des Schulsystems. LBI HPR Working Paper: 3. Wien.
(1) „whole school approach“ meint das gleichzeitige Ansetzen an mehreren Ebenen und die bewusste Koordinierung von Maßnahmen. Dafür empfiehlt sich die Einführung eines Gesundheitsmanagements, z.B. durch die Einrichtung eines planenden und koordinierenden Gesundheitsteams an der Schule.